Normale Menschen gehen gar nicht erst kiten. Die, die es tun, bevorzugen Küsten- oder Binnenreviere. Wiederum andere gehen auf dem offenen Meer kiten. KITEBOARDING berichtet von einem einzigar- tigen Kite-Segeltörn durch die Nordsee und zeichnet das Porträt eines auf Verrücktheiten spezialisierten Holländers

Er lacht, obwohl er eigentlich ernst aussehen müsste. Jaap van der Rest hockt auf der Fronttube seines 13,5 Quadratmeter großen Kites, als wäre es ein soeben gefangenes Tier. Sein Kite liegt auf der Kaimauer des Helgoländer Hafens. Sein Schiff, die J.R. Tolkien, liegt auf der einen, auf der anderen Seite der größte Seenotrettungskreuzer, der in den Reihen der DGZRS dient. Alle Augen an Bord des 42 Meter langen Gaffeltopschoners sind auf den gebürtigen Holländer gerichtet.

Artikel von: Sören Gehlhaus – kiteboarding.eu

Sie sind Teilnehmer eines von und für Kiter organisierten Segeltörns, der in der Normandie gestartet ist und in Kiel endet. Wind gab es bisher keinen. Der 56-jährige Wahl-Hamburger ist kurz davor, bei ablandigem Wind von der Betonmauer ins Hafenbecken zu springen.
Das, was van der Rest im Begriff ist zu tun, ist höchst illegal. Kitesurfen existiert auf Helgoland nicht, ist schlichtweg verboten. Hier, wo 2001 mit dem ersten deutschen Kite World Cup die Kunde des Kitesurfens nach Deutschland getragen wurde.

Von rechtlichen Ungereimtheiten lässt sich van der Rest jetzt nicht beunruhigen. Eher von den Fallwinden, die mit bis zu 20 Knoten vom 61 Meter hohen Pinneberg herunter gerauscht kommen. Der Wind weht aus Nordwest, und der Blick zum Glattwasserareal hinter Helgolands benachbarter Badeinsel „Düne“ schmerzt. Dessen Anblick aus der Luft bleibt den Sportpiloten vorbehalten, die den dortigen Flugplatz ansteuern.
Zwei Tage hatte van der Rest mit dem Flugplatzwart verhandelt, eine Zwei-Stunden-Session während der mittäglichen Flugpause schien vereinbart zu sein, bis ein Vorgesetzter vom Festland intervenierte. Doch van der Rest hatte nicht die gesamte Nordsee durchkreuzt, um jetzt eine Abfuhr hinzunehmen. Er will ein Zeichen setzen, zeigen, dass es doch geht, wenn man nur will. Sein Plan: lediglich im Hafen starten, um danach zusammen mit der J.R. Tolkien Kurs Cuxhaven einzuschlagen.[…]

Quelle und Dank an: Sören Gehlhaus – kiteboarding.eu – Fotos // Sören Gehlhaus, Emir Jažic, Lars Meyerć